Das heißt jedoch nicht, dass ich nicht jeden Morgen wieder gerne ans Set gefahren bin, denn schließlich durfte ich dort Vollprofis bei der Arbeit zuschauen. Das war schon etwas Anderes als die Studentendrehs, die ich bisher erlebt hatte.
Meine Aufgabe bestand hauptsächlich darin, die Klappe zu schlagen, bei Bedarf mit Equipment bereit zu stehen und die Monitore für die Regie und Continuity zu betreuen. Das hieß für mich aber auch, ständig hautnah am Set mit dabei zu sein. Als "Clapper" musste ich schließlich zu Beginn jeder Aufnahme die Klappe ins Bild halten, meine kryptische Zahlenfolge aufsagen und dann möglichst schnell wieder möglichst weit aus dem Weg gehen.
Die Zahlen auf der oben gezeigten Klappe bedeuten übrigens von Links nach rechts:
Band 42, Folge 4, Szene 11, Einstellung 1, Take 1
Mein Satz lautete also: "Vier elf eins, die eins."
Es überraschte mich, dass die Kamera an keinerlei Kabel angeschlossen war. Bei den kleineren Drehs, die ich mitgemacht hatte, hing die Kamera mitunter an zwei bis drei Kabeln, da der Ton von der Tonangel direkt in die Kamera lief und auch der Kontrollmonitor per Kabel verbunden war. Bei "dasbloghaus.tv" wird der Ton wie bei jeder anderen professionellen Produktion separat aufgenommen. Das Bild für die Kontrollmonitore wird per Funk gesendet. Die Regie und die Continuity sitzen meist wenige Meter vom Dreh entfernt und schauen beim Drehen in ihren jeweiligen Monitor. Bei Außendrehs stehen die Monitore auf unserem "Magliner", sind also mobil.
"Hobi", der Kameraassistent und somit mein unmittelbarer "Chef" zieht per Funk die Schärfe. Dabei verlässt er sich immer wieder auf seine Erfahrung im Einschätzen von Entfernungen. Seine Schätzung überprüft er dann gelegentlich mit einem Laser-Messgerät. Wenn es mal für eine Nahaufnahme ganz genau sein muss, dann misst er noch ganz "oldschool" mit dem Maßband. Hobi hab ich zu verdanken, dass ich mich irgendwann am Set zu hause fühlen konnte. Überhaupt war das Team großartig. Für mich war keiner dabei, den ich nicht leiden konnte.
Neben unserem Regisseur, Peter Wekwerth, arbeitet noch unser Darstellercoach "Trotti" mit den jungen Schauspielern. Das ist auch deshalb notwendig, da die Drehs in einem enormen Tempo ablaufen müssen. Das Tagespensum ist sehr hoch. An manchen langen Tagen mussten wir Material für über 12 Minuten Folge schaffen. So ein Tempo kann man natürlich nur einhalten, wenn man Kompromisse eingeht. Für das Licht wurde ein natürlicher Look angestrebt. HMI-(Tageslicht-)Lampen erzeugten Sonnenschein, wo keiner war und Kino-Flos dienten zur Aufhellung. Außerdem wurden die Szenen meist nach dem gleichen Schema aufgezeichnet: Ein Master, also eine Totale, die Nahen (Schuss, Gegenschuss) und evtl. noch Inserts (Detailaufnahmen). Unter diesen Umständen hat es mir dann gefallen, wie Kai-Uwe Schulenburg, unser Kameramann, immer wieder spontan kreative Ideen hatte.
Trotzdem denke ich, dass das hohe Tempo und die damit verbundene Abwicklung der Einstellungen nach Schema-F der größte Feind dieser Produktion ist. Ich hatte ja mittlerweile das Glück, den Rohschnitt von vier Folgen zu sehen und gelegentlich war für mich als Cutter dann der Schnitt vereinzelt ein bisschen holprig. Das ist selbstverständlich keine Kritik an der Arbeit, die die Profis leisten sondern vielmehr ein Bedauern, dass das Budget und somit die Zeit so knapp bemessen ist. Zeit ist Geld. Vor allem beim Film.
Unter den Gegebenen Umständen kann man das Ergebnis wirklich als gelungen bezeichnen. Ich bin froh, an etwas gearbeitet zu haben, auf das man stolz sein kann.
Ich könnte jetzt noch einiges erzählen und andere Menschen dankend erwähnen, aber das würde dann den Rahmen für einen Blogeintrag definitiv sprengen. Ich habe viel gelernt und erlebt. Der einzige Wermutstropfen für mich war, dass ich mein Filmwissen und meine Fähigkeiten in dem Bereich nicht nutzen oder einbringen konnte. Auf den ersten Blick hätte man wahrscheinlich meinen können, dass ich ein blutjunger Anfänger bin. Das war jedoch ein geringer Preis dafür, bei einer vollwertigen Produktion dabei sein zu dürfen und von den "alten Hasen" lernen zu können.
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