Es hat eine ganze Weile gedauert, bis ich mir überhaupt die Zeit nehmen konnte, einen Blogeintrag zu schreiben, nachdem ich den neuen Mac Pro bekommen hatte. Seit der DHL-Mann mit dem riesigen Karton vor der Tür stand, habe ich das Gefühl ununterbrochen produktiv zu sein. Meine Erwartungen waren sehr hoch, schließlich handelt es sich um einen Computer mit insgesamt 8 Prozessorkernen, von denen jeder mit 2,8 GHz Takt läuft.
Die Installation von Final Cut Studio 2 war zwar nicht schwer, jedoch zeitaufwendig. Ca. 6 Stunden dauerte es, bis ich mit dem Computer endlich eine erste "Testfahrt" unternehmen konnte. MAC OSX ist gewöhnungsbedürftig für jemanden, der praktisch mit Windows aufgewachsen ist. Man bewegt sich anders durch die Fenster, man organisiert seinen Desktop etwas anders und man muss lernen, wie man die Übersicht behält. Generell fühlt sich das Betriebsystem aber sehr fortschrittlich an. Im Vergleich zu Windows hat man tatsächlich den Eindruck, dass Apple immer eine Generation voraus ist und mir sind schon ein paar Sachen begegnet, bei denen ich dachte: "Wow, das ist cool, wieso geht das bei Windows nicht so?" Für einen Windows-User grenzt es beispielsweise an schwarze Magie, ein Programm einfach durch ziehen in den Papierkorb zu deinstallieren!
Aber zu Final Cut: Der Umstieg ist nicht so leicht, wie ich gehofft hatte, jedoch werde ich mit jedem Tag ein bisschen schneller und lerne dazu. Allerdings habe ich momentan leider sehr gemischte Gefühle, was die "Verlässlichkeit" des Programms betrifft. Zwar ist Final Cut ein tolles Schnittprogramm, das im Vergleich zu Premiere eindeutig noch um ein paar Ecken professioneller daher kommt und das Studio-Packet lässt kaum Wünsche offen, jedoch habe ich den Eindruck, dass sich viele kleine Bugs im System verstecken.
Beispielsweise ist es nicht ratsam, Audiodateien mit einer anderen Samplefrequenz als 48.000 direkt im Final Cut zu rendern. Scheinbar resampelt das Programm nicht sehr gut und erzeugt ab und zu "Audio-Pops". Enttäuschend. Besser ans Soundtrack schicken und resampeln. Aber das dauert eben eine Minuten, bis man das erledigt hat.
Außerdem ist es nicht möglich direkt auf Final Cut heraus ein Projekt zu schicken und es mit Compressor mit allen 8 Kernen zu encodieren. Man muss eine Referenz-Datei exportieren und diese in Compressor importieren. Komisch.
Und das führt mich zu dem größten Bug, der mir bis jetzt unter gekommen ist. Compressor interpretierte irgendwann plötzlich die HDV-Dateien falsch. Ich weiß nicht genau, wo das Problem liegt, konnte es aber nach Stunden immer noch nicht lösen. Wenn ich direkt aus Final Cut an Compressor schicke, dann tritt das Problem aus irgendeinem Grund nicht auf. Aber dann kann ich ja auch nur mit 4 Kernen encodieren!
Man kann sich vorstellen, dass mir diese Probleme den Spaß am neuen Mac teilweise versalzen. Trotzdem setze ich mich jeden Tag wieder gerne an meinen neuen 8-Kern-Mac. Schon allein die Tatsache, dass er in wenigen Sekunden hochgefahren und voll einsatzbereit ist, erfreut das Cutterherz und motiviert zu Produktivität. Und wie schnell ist er? Sehr schnell. Standard-Definition zu schneiden ist fast schon Verschwendung. Da bleibt ein Großteil der Power ungenutzt. HDV ist schon etwas anspruchsvoller aber auch hier lässt sich absolut flüssig arbeiten. Auf meinem alten PC war es ja nicht einmal möglich, Farbkorrekturen in einer flüssigen Echtzeitvorschau darzustellen! Exportieren mit 4 Kernen ist schnell, aber mit 8 Kernen ist es geradezu unwirklich! Schade, dass die Ausnutzung aller 8 Kerne nur sehr wenig in das System integriert ist. Beim Rendern von Effekten beispielsweise, bleiben 4 Kerne ungenutzt. Lediglich beim Export mit Compressor können alle 8 Kerne für die gleiche Aufgabe genutzt werden. Aber dann lohnt es sich wenigstens.
Das Problem mit Compressor ärgert mich schon zwei Tage. Deshalb habe ich gerade auch Zeit, diesen Eintrag zu schreiben: Weil ich Compressor neu installiere. Und aus irgendeinem Grund muss ich nun alle Medieninhalt auch nochmals installieren, weshalb ich schon wieder Stunden mit der Installation verbringen muss. Obwohl eigentlich Arbeit auf mich wartet. Das ist das schöne: Mit einem schnellen Computer will man viel lieber arbeiten, als wenn man weiß, dass man sich mit Wartezeiten und ruckeligem Video herumärgern muss. Jamie Oliver arbeitet ja auch nicht mit stumpfen Messern.
Die ersten paar Tage waren teilweise holprig und frustrierend, ich bin jedoch sehr zuversichtlich, dass ich, wenn alle Probleme behoben oder umgangen sind, mit der Zeit immer begeisterter sein werde von den Möglichkeiten des Programme und der Geschwindigkeit meines Mac Pro.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen