Montag wollte ich Pirates of the Caribbean 3 anschauen (natürlich auf Englisch, denn wer Captain Jack Sparrow im Original kennt, bekommt bei der deutschen Synchronisation leicht Magenkrämpfe).
Also Uhrzeit im Internet nachgeschaut und auf zum Potsdamer Platz. Dort angekommen musste ich festellen, dass ein großer Roter Teppich und Zäune den Eingang zum Kino versperrten. Toll, dachte ich, können die ihre Premiere nicht in einem der anderen "normalen" Kinos machen? Also gabs an dem Tag keine Möglichkeit mehr, PotC3 auf Englisch zu sehen. Da ich nun schon dort war, beschloss ich, mich einfach mal dazu zu stellen. Wäre es nicht die Premiere von Stirb Langsam 4 gewesen und hätte ich nicht gewusst, dass Bruce Willis persönlich kommt, wäre ich wahrscheinlich eh nicht geblieben. Letztenendes stand ich mir zwei Stunden lang die Füße in den Bauch. Dann kam Bruce Willis vorbei. Im wahrsten Sinne des Wortes. Er spazierte mit einem müden Lächeln an den Leuten vorbei und wiederholte ein gelassenes "Hello."
Einige in der Menge hat das aufgeregt, weil sie sich Autogramme erwartet hatten. Ich fand es cool. Einer hat gemeint, dass er das scheiße fände, schließlich hätten alle anderen "Promis" vor ihm auch Autogramme gegeben. Er meinte wohl Barbara Becker, Swen Martinek und Oliver Kalkofe. Dass die Autogramme geben ist ja klar. Die dürfen sich freuen, dass es Leute gibt, die deren Autogramme überhaupt haben wollen. Dann kam noch der weibliche Star des Filmes, Maggie Q, die in Person mindestens genau so hübsch ist wie auf der Leinwand. Sie gab sogar Autogramme, was zu großem Gedränge führte. Ich hatte weder Kamera noch was zum Schreiben dabei. Aber egal, mir gings nur darum, soetwas mal zu erleben und es was schon ganz lunstig, Filmstars einmal aus dieser persönlichen Nähe zu sehen. Aber öfter würde ich sowas auch nicht tun. Ich finde es nämlich Zeitverschwendung. Schauspieler sind auch nur Menschen und man hat viel mehr davon, sich ihre Filme an zu schauen, als sie als Person zu verehren.
Ich musste also am Dienstag nochmal zum Potsdamer Platz um mir Pirates of the Caribbean 3 an zu schauen:
Mir ist es sehr schwer gefallen, den Film in irgendeiner Weise zu beurteilen. Er war nicht wirklich schlecht. Ganz ehrlich gesagt war er aber auch nicht wirklich gut. Meine Erwartungen waren zu dem Zeitpunkt, als ich den Film sah schon ins bodenlose gesunken. Man könnte fast sagen, dass mir der Film gleichgültig war, auch noch während ich ihn sah.
Das soll nicht heißen, dass er nicht seine Momente hat. Es gibt einige Stellen und Ideen in dem Film, die ich überraschend, unterhaltsam und unkonventionell fand. Jedoch sind mir ein paar Probleme konkret aufgefallen:
Der Film scheint interessanterweise ähnliche Fehler zu machen wie andere dritte Teile, nämlich Matrix Revolutions und Spiderman 3.
1. Er kommt beispielsweise nur langsam in die Gänge. Direkt nach der ersten Szene, die mir sehr gut gefallen hat, zieht einen der viel zu lange Anfang in Singapur irgendwie runter. Die schwachen Witze in dem Abschnitt und die obligatorische Action täuschen nicht darüber hinweg, dass hier viel Exposition verpackt wurde. Und dabei habe ich nicht einmal den Eindruck, dass das notwendig war.
2. Außerdem muss ich ehrlich zugeben, dass ich an irgendeinem Punkt Probleme bekam, die vielen Intrigen und Loyalitätswechsel zu überblicken. Irgendwann habe ich es einfach aufgegeben, weil dauernd irgendwer irgendwen anderes hintergeht und seine eigenen Ziele verfolgt. Der Film vollführt hier einen Drahtseilakt. Einerseits ist es sicher interessant, da die Charaktere alle ihre eigenen Ziele verfolgen und auch glaubwürdig sind, andererseits spaltet es enorm die Aufmerksamkeit des Zuschauers auf. Schlussendlich kann man eigentlich niemandem mehr so richtig trauen, weshalb man auch zu keinem der Charaktere wirklich "hält". Vielleicht war das auch der Preis den ich zahlen musste dafür, den Film auf Englisch zu sehen?
3. Ich fand es schade, dass Davey Jones fast zu einer Marionette degradiert wurde. In Teil 2 ist er diese mächtige, geheimnisvolle Figur und in Teil 3 macht er alles, was ihm befohlen wird, nur weil die Red Sea Trading Company sein Herz besitzt. Das hätte spannender und dramatischer in Szene gesetzt werden müssen. Davey Jones ist in dem Teil nun noch halb so interessant.
4. Die Filmemacher haben es meiner Meinung nach verabsäumt, den Tiefpunkt so weit zu führen, wie es geganden wäre. Am Schluss hätte sich noch mehr Drama und Befriedigung rausholen lassen.
Ich will nicht ins Detail darüber gehen, was mir gefallen hat, weil ich nicht zu viel von dem Film vorweg nehmen will. Es muss ausreichen zu sagen, dass ich am Schluss tatsächlich daran interessiert war, zu erfahren wie nun alles ausgeht. Und die Lösung der Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Auch sehr romantisch in gewisser Weise.
Wie schon Spiderman 3 fehlt es diesem Film vor allem an "Kompaktheit". Zwar bewegt er sich die meiste Zeit auf ein Ziel zu, er geht jedoch auf dem Weg zu viele Umwege. Unterhaltsam war der Film schon, aber das ist wohl das Mindeste, was man sich für diese Produktionskosten erwarten kann.
Gestern habe ich mir mal wieder "Final Fantasy" angeschaut und obwohl mir der Film immer noch gefällt, muss ich sagen, dass man ihm sein Alter langsam ansieht. Danach warf ich noch einen Blick in "Matrix" und ich war fast überrascht, wie groß der Unterschied visuell zwischen dem ersten und den zwei späteren Teilen ist. Ich meine vor allem den Umgang mit Licht und Kamera. "Matrix" war einfach viel experimentierfreudiger, spannender und interessanter. Die ersten zehn Minuten aus "Matrix" sehen viel aufregender aus, als alles, was das Team in Teil 2 und 3 zu Stande gebracht hat. Nicht, dass diese Teile in der Hinsicht wirklich schlecht gewesen wären, es ist für mich einfach noch ein weiteres Zeichen dafür, dass in Teil 1 viel mehr Herzblut, Schweiß und Ambition gesteckt wurde. Matrix 1 sieht aus wie ein lebendiges Noire-Comic, Teil 2 und 3 sehen im Vergleich aus wie Hollywood-Filme. Man könnte fast behaupten, dass sich die Wachowski Brüder nach Teil 1 auf ihren Lorbeeren ausgeruht haben. Kann auch leicht passieren, wenn man von allem Seiten nur hört, wie toll man ist.
Das waren also meine aktuellen Film-Erkenntnisse. Sicher gibts beim nächsten Mal auch wieder welche.
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