Samstag, 30. Juni 2007

Review: Zodiac

Zodiac von David Fincher ist nicht nur ein Film, dem man es anmerkt, dass er auf einer wahren Begebenheit basiert, nein, dies ist einer der Filme, die mit diesem Umstand regelrecht zu kämpfen haben.
Die Geschichte der Morde des Zodiac-Killers, zwischen Ende der 60er und Anfang der 70er in Kalifornien und der polizeilichen Spurensuche ist zweifellos faszinierend. Das Buch war ein Bestseller.

In Filmform jedoch stößt die Umsetzung der Geschichte auf große Probleme. Während der gesamten ersten Hälfte baut der Film langsam aber beständig Momentum auf. Und ab der Hälfte fehlt plötzlich der Antrieb und man kann fast zusehen, wie die Spannung abbaut. Dass der Film ein wenig zu lang ist, ist hierbei nur eines seiner Probleme. Obwohl es immer darum geht, heraus zu finden, wer der Zodiac ist, wirkten manche Szenen auf mich etwas ziellos. Manche wurden offensichtlich nur in den Film aufgenommen, um überhaupt ein kleines bisschen Spannung zu erhalten. Diese Szenen erzeugen mit wenig Aufwand sehr viel Spannung, haben aber im Endeffekt wenig mit der Handlung zu tun.
Wie schon angesprochen mussten sich die Filmemacher hier offensichtlich entscheiden: Wollen wir die Geschichte wahrheitsgemäß widergeben oder wollen wir uns die Freiheit nehmen, den Zuschauer zu unterhalten?

Trotz der vorangehenden Kritik muss ich sagen, dass die richtige Entscheidung getroffen wurde, denn wäre zu viel an der wahren Geschichte geändert worden, hätte das den einzigen Aspekt zerstört, wieso dieser Film überhaupt interessant ist. In Zodiac geht es nämlich eigentlich um Polizeiarbeit. Darum, wie langwierig, kompliziert und frustrierend sie manchmal sein kann. Fast alle Kino-Krimis unterschlagen diese Realität. In so fern müsste man David Fincher hoch anrechnen, dass er die Geschichte so erzählt wie sie geschehen ist, sie hinterlässt jedoch trotzdem, oder gerade deshalb einen schalen Geschmack und am Ende weiß man nicht viel mehr als vorher.

Ist Zodiac deshalb ein schlechter Film? Absolut nicht. Die Kameraarbeit, die Darsteller und die Ausstattung sind auf typisch hohem Niveau und der Film ist einfach immer interessant an zu sehen. Ich will auch gar nicht wissen, wie viele visuelle Effekte der Film allein für athentische 70er Jahre Straßenzüge enthält. Der Erzählstil und die Liebe zu Detail halten einen auch übere längere Spannungsdurststrecken bei der Stange und man will meistens wissen, was als nächstes passiert. Es ist also wirklich schade, dass sich "Zodiac" gegen Ende ein wenig verläuft und man als Zuschauer vor dem letzten Viertel nicht genau weiß, wo die Geschichte eigentlich hin will.

Sehenswert ist er auf jeden Fall, ich kann mir aber nicht vorstellen, dass dieses Werk von Fincher auch nur annähernd so stark in Erinnerung bleiben wird wie "Sieben" oder "Fight Club".


Gegenargumente nehme ich natürlich gerne an! Zum Beispiel als Kommentar unter diesem Eintrag.
Am Sonntag fahre ich für eine Woche nach Bregenz (5-jähriges Maturatreffen). Ich hoffe morgen noch sehr produktiv zu sein und den Schnitt am "Schulhomepage Award 07"-Film ab zu schließen.
Mir ist beim Arbeiten daran ein blöder Software-Bug dazwischen gekommen. Aber das ist eine andere Geschichte.

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