
Über den Film:
Die Geschichte von Beowulf ist keine leicht verdauliche Mainstream-Kost. Stellenweise sind die Motivationen der Charaktere schwer nachvollziehbar oder völlig unbekannt. Die Story macht in der Mitte plötzlich einen großen Sprung und am Ende scheinen alle gesponnen Stränge nicht ganz auf zu gehen. Da hat sicher jemand mit dem Rotstift gewütet und die Sage auf die allernötigsten Eckpfeiler reduziert. Das sind in meinen Augen gleichzeitig Schwächen aber auf eine merkwürdige Art und Weise auch Stärken des Filmes: Speziell Beowulf ist ein interessanter Charakter, der etwas mehr Tiefe erkennen lässt, als beispielsweise König Leonidas in 300. Ich bin davon überzeugt, dass es vielen Zuschauern schwer fällt, zu verstehen, worum es in dieser Geschichte eigentlich geht. Was er aus diesem Film mitnimmt, hängt vor allem vom Zuschauer ab und vielleicht hat der Film Ebenen, die wiederum mir entgangen sind, weil ich dazu keinen Bezug habe. Es gibt keine mundgerecht servierte Botschaft und damit konnte ich persönlich sehr gut leben.
Für mich war es eine Geschichte über Heldentum und Schwäche. Gibt es soetwas wie Helden, oder sind die Helden die wir verehren nur glorifizierte Idealbilder deren lebendige Gegenstücke trotz ihrer berühmten Taten innerlich genauso schwach oder in manchen Dingen noch schwächer sein können als wir selbst? Was ist ein Held? Beowulf ist ein mutiger, staker, entschlossener Mann, gleichermaßen kann er jedoch überheblich, gierig und leicht zu verführen sein. Im entscheidenden Moment beweist er jedoch wahren Mut und Aufopferung und das ist es, was ihn in Wirklichkeit zu einem Held macht, nicht seine körperliche Kraft, nicht seine laute Stimme.
"Beowulf" ist ein zumindest empfehlenswerter Film, der bei inhaltlichem Mißfallen gerade noch genug Action mitbringt, um zu unterhalten. Irritiert haben mich eigentlich nur seine etwas unschlüssige Story und Charaktere. Wenn ich so überlege, wäre es mir lieber gewesen, "Beowulf" wäre ein Realfilm gedreht worden. Die Charaktere hätten sich dadurch wahrscheinlich einen Tick echter angefühlt.

Über die 3D-Technik:
Wahrscheinlich war Robert Zemeckis Interesse an der 3D-Technik ein Faktor, weshalb der Film im Computer animiert wurde. "Beowulf" war für mich aber leider ein weiterer Beweis, dass 3D nur ein Gimmick sein sollte. Warum?
1. Es funktioniert einfach nicht so gut, wie es sollte: Bis zum Schluss konnte ich mich nicht wirklich daran gewöhnen. An Kanten mit hohem Kontrast konnte ich störende doppelte Ränder erkennen und am Ende des Filmes schmerzten meine Augen und mein Kopf leicht. Sicher: Gerade in abendteuerlichen Actionszenen macht der 3D-Effekt Spaß und kann sehr mitreißend sein, im Rest des Filmes fand ich den Effekt jedoch öfter ablenkend als begeisternd. Möglicherweise war die IMAX-Vorführung auch nicht perfekt kalibriert aber ich hatte dieses Gefühl der Ermüdung schon bei mehreren 3D-Filmen.
2. Das Bild wird beeinträchtigt: Abgesehen davon, dass das Bild nicht wirklich scharf war, zumindest nicht so, wie ich das von Digitalkino kenne, nehmen die Polarisationsbrillen sichtbar Licht weg, was dazu führt, dass das Bild dunkler und kontrastärmer wird. Als ich zuhause angekommen war, schaute ich nocheinmal den Trailer in 1080p auf meinem Monitor an und war von der Schärfe, dem Kontrast und den Farben mehr begeistert als im Kino!
3. Der Wow-Effekt lässt schnell nach: Stellenweise gelang es mir, mich ausschließlich auf die Geschichte zu konzentrieren und den 3D-Effekt zu vergessen. Der Showdown war in 3D ein Hammer aber wenn ich jetzt an den Film zurückdenke, habe ich ihn nicht anders in Erinnerung als alle anderen Filme, die ich ja bis jetzt in 2D gesehen habe. Es würde mich interessieren, was für eine Meinung die Kinogänger im Durchschnitt zu der Technik haben. Derzeit zieht es viele Menschen an, weil es neu ist. Es ist aber sehr fraglich, ob 3D noch Menschen in die Kinos locken wird, wenn das Publikum es schon ein paar mal erlebt hat.
Um ganz ehrlich zu sein: Ich glaube ich ziehe 2D vor, so lange es keine bessere Technologie für 3D gibt. Ich werde dem Konzept sicher noch mindestens einmal eine Chance geben, weil ich gerne noch einen real-Spielfilm sehen würde. Jeder sollte das natürlich für sich selbst entscheiden. Aber im Moment habe ich das Gefühl, dass man einfach noch zu viele Abstriche machen muss, die die Vorteile überschatten. Wenn ich mal "im Film drin" bin und mich die Geschichte mitreißt, dann wird es in meinem Kopf ja ohnehin "echt", wieso muss es also 3D sein?